Gespräch mit Daniela Beck (München), Autorin des LARP-Krimis "Mörderspiel - Es ist doch alles nur ein Spiel, oder?" (2018)

Autoreninterview mit Daniela Beck, Autorin des LARP-Krimis "Mörderspiel - Es ist doch alles nur ein Spiel, oder?" (2018):

 

Daniela Beck Farbe geschnitten 2

1) Du hast dir für dein Buch ja bewusst eine kleine Nische ausgesucht, in der dir ein passender Roman gefehlt hat. Ich fand das bemerkenswert, daher meine (zugegeben recht weit gefasste) Frage, die vermutlich auch meine Leser/innen bewegt:

Welche Nische war das? Und warum ausgerechnet die? Wie bist du darauf gekommen? Wie bist du vorgegangen? Hast du dich von einem Ziel leiten lassen, von deiner Idee, von dem Text oder von anderen Personen?

Die Nische war LARP, also Live-Action-Role-Playing, mein Hobby seit vielen Jahren, und die Idee kam mir, weil ich selbst gerne einmal etwas über dieses Thema gelesen hätte. Zu meiner Überraschung gab es darüber aber praktisch nichts an Belletristik, und das wenige, was ich gefunden habe, war fast immer voller übler Vorurteile – dass alle Rollenspieler weltfremde Freaks sind, die Fiktion und Realität nicht unterscheiden können oder ähnliches. Und das Ende lief dementsprechend auch meist darauf hinaus, dass man von diesem üblen Hobby besser die Finger lassen sollte. Irgendwann war ich dann an dem Punkt, dass ich einfach gesagt habe, okay, wenn das keiner anders macht, dann mache ich das jetzt eben einfach selbst. Und das war eine ziemlich starke Motivation.

 2) Welche Personen waren auf diesem Weg besonders wichtig und warum?

Schwer zu sagen, weil ich mich erst mal ganz allein drangesetzt und mich auch erst getraut habe, das Manuskript ein paar Testlesern zu geben, als die erste Fassung fertig und ich auch sicher war, dass es einigermaßen stimmig ist. Auf halbem Wege gegenlesen zu lassen oder Meinungen einzuholen, hätte mich eher verunsichert. Meinen Testlesern bin ich aber auf jeden Fall sehr dankbar, genauso wie meinen Verlegern, die sich getraut haben, das Buch eines absoluten Neulings zu einem bisher in der Literatur im Grunde nicht vorhandenen Thema zu veröffentlichen. Und natürlich den ganzen tollen LARP-Organisatoren, deren großartige Veranstaltungen mir die Vorlage für meine Geschichte geliefert haben.

 3) Bist du auf diesem Weg Herausforderungen oder vielleicht sogar Vorbehalten (eigene oder von anderen Menschen) begegnet?

Nein, das Feedback war sogar ziemlich positiv. Gerade wildfremde Menschen auf Messen waren oft vom Thema ganz begeistert, obwohl ich dachte, dass LARP auf Außenstehende schon ziemlich merkwürdig wirken kann. Das war wirklich toll.

 4) Wie schreibst du? Für jeden Text anders, oder hat sich eine Strategie besonders für dich bewährt? Hörst du Musik dabei (welche)?

Tatsächlich kann ich das gar nicht sagen, weil ich überhaupt keine anderen Texte habe. Ich wollte zwar, seitdem ich ein Kind war, immer mal ein Buch schreiben, und bin unglaublich glücklich, dass ich das tatsächlich geschafft habe. Aber für dieses Buch hatte ich eben auch ein konkretes Ziel und die entsprechende Motivation. Einfach so drauf los schreiben kann ich nicht, ich brauche einen Ansporn, und deshalb ist es bisher das einzige. Aber das kann sich schließlich noch ändern. Und vielleicht schaffe ich ja doch noch irgendwann eine Fortsetzung.

Musik höre ich beim Schreiben nie, Musik im Hintergrund funktioniert bei mir einfach nicht. Ich höre da immer richtig zu oder gar nicht, deshalb wäre ich dadurch entweder viel zu abgelenkt oder sie würde mir nichts bringen.

 5) Da deine gewählte Nische recht "nerdig" ist: Was hältst du von der Idee des "Nerds"? Wer oder was ist das für dich? Hat jeder eine/n? Was machen wir mit dem Nerd in uns?

Grundsätzlich mag ich „Nerds“. Für mich sind das intelligente Leute mit außergewöhnlichen Interessen, die ein bisschen aus der Norm fallen und deswegen schonmal grundsätzlich sympathisch sind. Was mich stört ist, dass mit dem Begriff in seiner ursprünglichen Bedeutung auch eine gewisse soziale Inkompetenz verbunden ist. Als ob es da immer einen Zusammenhang geben müsste, nach dem Motto, wer sich für ein schräges Fachgebiet interessiert, kann keine Freunde haben. Das ist natürlich Blödsinn. Aber zum Glück ist das „Nerdige“ ja momentan eher im Trend, so dass man sich inzwischen trauen kann zum „Nerd in sich“ zu stehen ohne komisch angesehen zu werden. Ob jeder einen hat weiß ich zwar nicht, aber zumindest ich versuche meinen „inneren Nerd“ stets liebevoll zu fördern. Ohne ihn wäre das Leben verdammt langweilig.

6) Hast du schon einmal aus dem Buch gelesen und wenn ja, wo? Wie war das für dich? Was für Leute waren da und was haben sie dich gefragt? Wie bereitet man sich als Autor/in am besten auf Lesungen vor?

Ja, auf einer Comic-Con, einer Fantasy-Messe und bei einer kleinen Rollenspiel-Veranstaltung, die der Verlag organisiert hatte, weil er auch Regelwerke für Tischrollenspiele veröffentlicht. Dementsprechend hatte das Publikum zu meinem Glück ohnehin eine Neigung zu „nerdigen“ Themen und bei den Fragen ging es vor allem darum, was LARP ist und wie das Buch funktioniert, weil die Handlung zwischen realem Geschehen und Spielgeschehen wechselt.
Als Vorbereitung reicht es, denke ich, sich eine spannende Stelle auszusuchen, auszudrucken und sich selbst laut vorzulesen, damit man gut einschätzen kann, wie man am besten betont und wie lange man braucht – und am besten ein paar Merkhilfen reinzukritzeln: Wo man Pause macht, lauter oder langsamer werden sollte, etc. …

 7) Ganz plump gefragt: Wie geht man am besten mit einem Verlag um? Macht es deiner Erfahrung nach einen Unterschied, ob man Debütant/in ist oder schon mehrere Bücher veröffentlicht hat?

Ich denke, es macht einen sehr großen Unterschied, ob man schon etwas veröffentlich hat, einfach weil der Verlag sich sicher sein kann, dass jemand gut schreiben kann, wenn er schon bei anderen Verlagen angenommen wurde. Als „Geheimtipp“ wurde mir aber gesagt, dass man als Neuling wesentlich bessere Chancen hat, wenn man nach Ausschreibungen für Kurzgeschichtenanthologien sucht und dafür etwas einschickt. Wird eine Kurzgeschichte angenommen, kennt der Verlag den Autor/die Autorin danach und wird dementsprechend auch weitere Manuskripte von ihm/ihr eher lesen und vielleicht veröffentlichen. Auf keinen Fall sollte man Manuskripte einfach auf Messen verteilen oder Manuskripte an Verlage schicken, die angeben, dass sie keine annehmen. Die landen dann höchstwahrscheinlich im Müll. Nicht, weil die Texte schlecht sind, sondern weil die Verlage es einfach nicht schaffen. Eine Lektorin eines größeren Verlags hat mir mal erzählt, sie bekämen im Jahr etwa 5000 unverlangte Manuskripte – pro Genre. Das können die gar nicht bewältigen.

 8) Was war die seltsamste Frage, die du je gestellt bekommen hast und was hast du aus ihr gelernt?

Wirklich seltsam war eigentlich keine, aber im Gedächtnis geblieben ist mir eine Messebesucherin, die den Klappentext gelesen hat, mich irritiert ansah und meinte „Sowas wie LARP gibt es aber nicht wirklich, oder?“. Als ich ihr dann erklärt habe, dass es das durchaus gibt und das Buch teilweise auf realen Erlebnissen beruht, war sie ganz begeistert, und hat nicht nur ein Buch gekauft, sondern auch gleich gefragt, wo man mehr Infos über LARP findet und wie sie da am besten mitmachen kann. Das hat mich unglaublich gefreut.

 9) Gibt es ein Buch, das dein Leben verändert hat? Das dir eine so neue, tiefe Einsicht gegeben hat, dass es dich auf grundlegende Weise erneuert oder beeinflusst hat?

In der „Unendlichen Geschichte“ gibt es diese Stelle, in der Bastian mit dem Löwen über das Amulett mit der Aufschrift „Tu was du willst“ redet und meint, es wäre doch nichts einfacher als zu machen, worauf man Lust hat. Und der Löwe entgegnet ihm überrascht, dass es doch keine Aufgabe gibt, die schwieriger wäre, als herauszufinden, was man wirklich will. Ich habe erst Jahre später begriffen, was das wirklich bedeutet und heute halte ich es für einen der weisesten Sätze, die je gedruckt wurden.

 10) Und schließlich: Was empfiehlst du anderen Schreibenden ganz allgemein oder speziell?

Ich kann Nischenthemen wirklich sehr empfehlen. Das macht es einem sehr leicht, eine Zielgruppe anzusprechen, die sich wirklich für das Buch interessiert und die entsprechenden „Multiplikatoren“ nehmen einen viel eher war. In meinem Fall waren das Blogs und Zeitschriften über LARP, die allesamt sehr positiv reagiert und Rezensionen veröffentlicht haben. Mit einem allgemeinen Thema bei breit gefächerten Medien wäre mir das sicher nie gelungen.

 

Mehr über Daniela und ihr Buch findet ihr bei den Links unten heraus.

 

Links

Autorenseite beim Verlag: https://mantikoreverlag.de/beck-daniela/

Amazon: https://www.amazon.de/M%C3%B6rderspiel-doch-alles-Spiel-LARP-Krimi-ebook/dp/B07BY6SG9X/ref=tmm_kin_swatch_0?_encoding=UTF8&qid=1606136650&sr=1-4